…. eine wunderschöne Erklärung warum alle Instrumente und Stimmen wichtig sind ….
Der “normale” Blasmusiker in einer “normalen” Blaskapelle spielt jahrein-jahraus die gleiche Stimme. Oftmals hat es sogar der Zufall bestimmt, welcher Stimme man beim Eintritt in die Kapelle zugeteilt wurde. Der eine mag seine Stimme, der andere vielleicht nicht. Dem liegt aber auch oft ein Irrglaube zugrunde: Oft wird nämlich angenommen, die 1. Stimme sei die beste Stimme, die natürlich von den besten Musikern gespielt wird. Und wer 3. Stimme (oder manchmal sogar 4.) spielt, ist einfach zu jung, zu alt oder zu schlecht für eine “bessere” Stimme.
Damit solche Gerüchte erst gar nicht aufkommen, wird bei den Bayerischen Klangperlen abgewechselt. So hat jeder die Chance, alle Stimmen kennenzulernen, muss sich vielleicht mal plagen und darf sich dann auch mal wieder ausruhen. Letzteres wissen vor allem die Blechbläser zu schätzen.
Und der Irrglaube? Bisweilen meinen Musikmeister, die 3. Klarinette müsse nicht besetzt werden, weil sie ja so tief ist, dass man sie sowieso nicht hört. Falsch! An der 3. Klarinette sollten sogar mehr Musiker sitzen, und sie müssen lauter spielen, da sie für den Klang, die Dynamik und die Intonation zuständig sind. Sie bilden das Fundament der Kapelle, während die 1. Stimme “nur” die Verziehrungen liefert.
Ein Orchesterstück setzt sich aus vielen kleinen Mosaiksteinchen zusammen, die nur in der richtigen Kombination ein stimmiges Bild ergeben. Die Information und Einsicht, was denn die anderen Stimmen und Register so spielen, fehlt aber den meisten Musikern, da sie ja nur ihre eigenen Stimmen bekommen. So ist es mir natürlich auch lange gegangen, bis ich jetzt beim Sortieren der Noten für die Klangperlen ganz neue Erkenntnisse gewonnen habe.
Was gibt es dann da so für Stimmen?
Querflöten: Bei manchen Stücken gibt es nur eine Flötenstimme, bei manchen gibt es bis zu 3 Stimmen: Piccolo, 1. Flöte, 2. Flöte. Oftmals ist aber die Piccolo-Stimme eine “Mogelpackung” und unisono mit der 1. Flöte. Dann zeigt die separate Stimme nur an, dass Piccolo besetzt werden soll.
Klarinetten: 3 Klarinetten-Stimmen in B sind die Regel, und nur ganz selten gibt es nur 2 Stimmen. Meistens findet man eine eigene Stimme für die Es-Klarinette. Bei konzertanten Stücken kommen Noten für die Bass-Klarinette dazu, und auch eine Alt-Klarinette ist manchmal besetzt. Die beiden zählen zum tiefen Holz und spielen ähnliche Dinge wie das tiefe Blech, was also mit den B-Klarinetten nichts mehr gemeinsam hat.
Saxophone: Auch hier kann man eine Teilung in hohes und tiefes Holz vornehmen. Das Sopran- und Alt-Sax zählen zum hohen Holz, das Tenor- und das Bariton-Sax zum tiefen Holz. Das Sopran-Sax wird oft mit der 1. Klarinette parallel geführt und ist auch nur bei konzertanten Stücken besetzt. Für die Alt-Saxophonisten gibt es meistens 2 Stimmen, beim Tenor manchmal auch nur eine. Das Tenorsax orientiert sich mehr zum Tenorhorn, und manchmal sind die Stimmen sogar gleich – aber nicht immer. Das Bariton-Sax mit seinem warmen, tiefen Klang gesellt sich mal zum Tenorhorn und mal zur Tuba. Beim Bass-Solo im Marsch ist es natürlich immer in der Melodie dabei.
Trompeten: Im Trompetensatz können 3, manchmal sogar 4 Stimmen verteilt werden. Für die 3. Trompete gilt Ähnliches wie für die 3. Klarinette. Die Stimme hat eher Achtel als Sechzehntel und liegt näher beim tiefen Blech. Von unwichtig war aber keine Rede!
Flügelhörner: Hier gibt es immer 2 Stimmen, die teilweise deckungsgleich mit der Trompete sind.
Waldhörner: Die sind schon arm dran und verfluchen ihr Dasein als Mmmta-Mmmta-Maschinen. Nachschlag zu spielen ist zwar gar nicht so trivial wie man denken möchte, und eine Kapelle ohne Nachschlag ist fast nicht möglich. Aber bei den Waldhornisten sind halt modernere Stücke beliebter, wo sie dann auch mal ein Solo haben.
Tenorhorn/Bariton: Hier fällt oft eine klare Trennung schwer, denn wenn das Bariton in B gestimmt ist und Violinschlüssel liest, gibt es keine separate Stimme. Das Bariton in C spielt im Bass-Schlüssel und hört auch auf den Namen Euphonium. Im Bass-Solo im Marsch treffen sie sich alle, während das 2. Tenorhorn sonst weniger Melodie hat als das 1. Tenorhorn, sondern mal auf den Schlag kommt und auch mal nachschlägt. Die Tenorhornstimmen werden auch manchmal als Bass-Flügelhorn bezeichnet…. Da muss man also beim Notenverteilen manchmal genau schauen, wer welche Stimme kriegt und braucht.
Posaunen: Üblicherweise lesen Posaunisten Bass-Schlüssel, aber es gibt immer häufiger auch B-Stimmen für Posaunen im Violinschlüssel. Meist sind es 3 Stimmen, die bei manchen Stücken nicht wirklich aufregend ausschauen. Begleitung halt – was aber nicht darüber hinwegtäuschen soll, dass es ohne Posaunen meist nur schwer geht. Oft sind interessante Effekte in den Posaunenstimmen zu finden – man merkt es, wenn sie fehlen.
Tuba: Wer meint, die Tuba macht immer nur Wupp-Wupp, irrt sich zuweilen. Natürlich hat sie im Bass-Solo im Marsch die tragende Rolle, und manche Übergänge wären leer, wenn dort nicht ein Lauf im Bass erklingen würde. Tuba 1 und Tuba2 gibt es in den meisten Stücken. Und oft liegt genau eine Oktave zwischen beiden.
Schlagzeug: Hier gibt es alles, von einer Stimme für alles bis zu 5 einzelnen Stimmen für große Trommel, kleine Trommel, Pauken, Glockenspiel, Schlagzeug. Und damit es an der Pauke nicht langweilig wird, sind zwischendurch noch ein paar Triangel-Schläge zu leisten. In der hintersten Reihe des Orchesters funktioniert also der Wechsel der Stimmen manchmal ganz von alleine.
Das sind natürlich noch nicht alle Stimmen, die in den Notensätzen vorkommen. Oboe und Fagott gibt es noch im Holz, und im Blech muss man oft mit den unterschiedlichen Stimmungen aufpassen. Tuba in B, Trompete in Es, Horn in Es oder F – große Orchestersätze sind auf alle Wechselfälle des Musikerlebens vorbereitet.